Eine Insel über den Wolken

Nach 9 stündiger Reise sind wir in Base angekommen. Oh was für ein Ort!

Weit weg von der verrückter werdenden Welt. Dann, wenn es hinter dem 2300 m hohen Kodaikanal endlich in die Schlucht hinunterführt, die als Sackgasse im Elefantendschungel endet,  dann, wenn auf diesem letzten Stück einer sich windender Piste die Sicherheit entsteht: Hier beginnt ein Reich wo andere Maßstäbe gelten. Ich fühlte mich kurz wie ‚hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen’ angekommen. Magie umfängt und es ist unglaublich, dass die Natur so schlicht und doch so ergreifend schön ist. Durchatmen, diese von Pflanzen geladene Luft, diese Stille, dieses Abseits sein von Angeboten und Meinungen.

 

Auf dem Weg haben wir eine Stunde den Jambulingeshwara Tempel bei Tiruchy besucht. Ich wurde inspiriert zum Tanzen in den großen leeren Hallen. Mein Tanz geht von der strengen Form jetzt in die Formlosigkeit ins Geistige und ist eine Erfahrung für mich.

Jambulingeshwara

Wir gehen herum und glauben es selbst nicht, dass wir dies alles gemeinsam geschaffen haben. Es macht glücklich. Wir haben dafür gekämpft. Und ja ein Kampf geht weiter, aber das ist wahrscheinlich der Lauf der Dinge. Das Streiten um eine Sache ist die Entwicklung von etwas und der Aufbruch zum Neuen. (Das sollte man sich auch mal in Deutschland sagen, wenn die Ampel Regierung angegriffen wird, denn wir stehen mitten in einer großen Veränderung und wer kann es denn besser hinkriegen? Ein neuer Führer etwa?!)

 

Als ich in meiner vorletzten Blogpost schrieb, dass Indien für mich einst, also damals als ich erstmals hierher kam  in 1977,  das Land war, das ich mit ahimsa, also Gewaltlosigkeit verband, gab es Rückmeldungen, das wäre zu idealistisch gedacht. Heute gesehen ist Indien ja auch so …ja ja, ja! Ist klar, nicht so gut was derzeit hier passiert. Ahimsa habe ich in der Kunst Indiens, in der alten Kultur gefunden, und nicht im dem Indien, was den schnellsten und brutalsten Weg in die Moderne, zu dem Konsumverhalten in die materielle Macht anstrebt.

 

In Indien war der 22. Januar ein wichtiger Tag, alle Medien berichteten über Ayodhya, dem sogenannten Geburtsplatz von Rama, als gäbe es keine anderen Probleme in der Welt. Auf einer zerstörten und abgerissenen Moschee wurde der bombastische Hindutempel von niemand anderem als Modi eingeweiht. Modi inszeniert sich als spiritueller Führer, als der Führer der unterdrückten, geschändeten Hinduseele…, die hier nun einen glorreiche Wiedergeburt erfährt, aber ich glaube, das ist wie bei Netanjahu, der die geschundene jüdische Volksseele verteidigt im Gaza-krieg. Diese problematischen Führer!!! Warum sind sie so populär, warum durchschauen nicht noch mehr Menschen – das Benützen religiösen Sentiments tötet die Religion und kreiert eine Pseudo-Religiösität.

 

‚Bewahre mich davor Gott, auf dieser Schiene mitzufahren!’

 

Devdutt Pattanaik sagt in seinem Buch Sita,  Penguin India 2013,

‚Ever since colonial times, Hinduism has felt under siege, forced to explain itself using European templates, make itself more tangible, more concrete, more structured, more homogeneous, more historical, more geographical – less psychological, less emotional: to render itself as valid as the major religions of the Eurocentric world like Christianity, Judaism and Islam. The timeless thus becomes timebound and the universal becomes particular. What used to be a matter of faith becomes a terratorial zone. EVERYONE WANTS TO BE IN THE RIGHT in a world where ajustment, allowance, accomodation and affection are a sign of weakness, even corruption’

Obwohl diese Gedanken vor mehr als zehn Jahren gedruckt wurden, könnte sie nicht treffender sein dafür, was momentan weltweit geschieht: Es entsteht eine Gesellschaft,  die immer rechthaberischer und moralischer wird.

 

Also, ab jetzt berichte ich von weit weg von all dem….

 

 

 

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