Gruppen in Base

Unsere erste Gruppe nach Corona. Es sind vier, nein drei Jahre vergangen und wir empfinden es als unglaublich lang. Wir waren beim Ausbruch noch eine Weile in Base und es war wunderbar still. Während weltweit Corona tobte hatten wir hier keine Fälle. Kodai, zu dem nur eine Strasse hoch führt, wurde schnell von der Außenwelt abgesperrt. Jetzt, Jahre später, hören wir, dass es hier kaum Corona gab. Unter den Adivasis keinen einzigen Fall. Ist es doch möglich, dass Corona eine Zivilisationserscheinung einer etwas aus der Balance geratenen Zivilisation sein könnte?

In der ersten Gruppe kamen tolle Frauen aus Madras und Hyderabad. Leider war es morgens in der Yogahalle im Januar noch sehr kalt und die Praxis war eine Mutprobe. Trotzdem war wieder heitere Stimmung. Die Theorie Stunden fanden dann in der Sonne im Freien statt. Unsere Köchin Manimegelei blühte auf. Endlich konnte sie wieder beweisen, wie sie den Laden schmeißen kann als sie für zehn Leute Frühstück- Mittag- und Abendessen kochte. Für sie ist diese Arbeit gut, denn sie lenkt auch von ihren familiären Problemen ab, (ihr Sohn ist Epileptiker, Medizinkosten enorm) und ihr Lächeln wurde jeden Tag glücklicher und wurde ansteckend.

Kaum war die indische Gruppe abgefahren kam schon die nächste. Wir hatten gerade Zeit, die Zimmer zu machen. Ausgerechnet für die sonnenhungrigen Engländer regnete es die ersten Tage und wir mussten sie mit Schirm über das weite Gelände auf matschigen Wegen und über Felsen zu ihren Zimmern den Berg hinunter führen Nebel bedeckte alles und sie sahen nicht mal wo sie waren. Was für ein “Ah!” und “Oh” als nach 3 Tagen die Sonne kam. Nun ist der Winter vorbei und es wird täglich wärmer. Auch diesmal wieder sieben selbstständige Frauen. Sehr gut im Chanten. Die Höflichkeit und Zurückhaltung der Briten ist bekannt und sie waren neugierig und offen. Es war eine große Freude, sie zehn Tage hier zu haben. Varun kam und übte Tänze und Lieder ein, es wurde so viel gelacht. Sriram vermittelte viel von seiner Yogaerfahrung und auch ich fügte ein wenig hinzu und berichtete über Bhava und Rasa und wie wichtig sie für die Meditation sind. Und eine Frau war 74 und so fit, und weil sie ausgerechnet auch noch eine Editoren ist, hat sie mir angeboten, meinen Roman ins Englische zu übersetzten. Das freut mich, ich mache das krude Englisch und sie die Feinarbeit.

Gesten gab es das erste Feuer, der Berg hinter uns brannte. Varun, Nachbar Bhagyam und Citravel waren ab Mitternacht im Einsatz. Sie löschten so, dass das Feuer nicht auf uns übergriff. Scheint’s hüpfte Baghyam mitten hinein ins Feuer und schrie:
„Du kommst nicht weiter, du verfluchtes Feuer!“
Er schlug es mit Ästen nieder. Aber unser Wasserschlauch aus der Quelle oben ist zum dritten mal abgebrannt.Wieder Arbeit!

Die Gruppe hat die Natur erlebt: Sie kamen mit Wasser und gingen mit Feuer. Dazwischen viel Erde, Luft und Äther.

Wir haben jetzt auch Hühner in Base. Citravel brachte das Hühnerpaar in einer Einkaufstasche den Berg herauf. Sie saßen klein und ängstlich und zusammengeduckt. Die Hühnerbox hinter dem Kuhstall war fertig, sie steht auf Pfosten und hat Gitter unten und wird an den Seiten vom Bambus aus unserem Wald festgehalten. Am zweiten Tag gab uns der Nachbar noch ein weiteres Paar, das abgetrennt durch Gitter von dem ersten Paar in die Box kam. Nach fünf Tagen machte Citravel die Tür zur Box auf. Langsam und hintereinander kamen sie heraus, Raja, unser Hund war sehr aufgeregt, begriff aber schnell, dass sie zu uns gehören und verstand die Sache. Er setzte sich brav neben mich und beobachtete: Die Hühner pickten und der größere Hahn bekämpfte den kleineren. Gegen Abend gingen sie wieder paarweise in ihre Box. Doch schon am nächsten Tag saßen die zwei Hennen bei dem stolzen Hahn. Aus versehen machte Aragamma, unsere Gärtnerin den Kasten auf, ohne nach Rani, der Hündin, zu schauen. Die kam angerannt und fing gleich an, den einen Hahn zu jagen, wir riefen im Chorus, aber sie hatte ihn gefasst. Sie ist ein Jagdhund. Und der zweite Hahn war sowieso nicht vom ersten akzeptiert, deshalb lief er allein und nicht mit den anderen drei. Das hatte Rani gecheckt und ihr Auge auf ihn geworfen.

Nun versuchen wir sie zu trainieren und binden sie fest, während die Hühner rumlaufen. Sie ist sowieso immer draußen und jagt nachts Wildschweine und hält vormittags die Affen von der Küche fern. Die Hühner kommen von 12 Uhr bis bis 17 Uhr raus und marschieren durchs Grundstück auf die Küche zu. Hier in Menschennähe scharren sie Löcher für Brutplätze. Es ist so schön die Hühner frei rumlaufen zu sehen in dem weiten Wald. Abends dann scheuchen wir sie zurück und sie gehen freiwillig in ihren Bambuskasten. Sie glucksen dann und sitzen zufrieden auf der Stange.

Könnte unser Menschenleben doch so sein. Die geschlossene Box für die gefährlichen Stunden, sonst aber sollten wir in Freiheit umherwandern können.

Ein Angebundensein im Glauben für Sicherheit, Frieden und Ruhe und dann doch das freie, grenzenlose Wandern tagsüber. Ein freies Tier in der Wildnis ist für mich immer eine große Inspiration. Dagegen gibt mir unsere Zivilisation schwer zu denken. Stimmt sie noch, ist sie vorwärtsgewandt und sich am Entfalten, oder geht sie in sich zurück wie eine verwelkende Blume?

Ein Kommentar

  1. Es ist so spannend von Euch zu lesen, bewundernswert… liebe Anjali, lieber Sriram, Ihr lebt Eure Vision…
    Von Herzen wünsche ich Euch weiterhin den Segen des Himmels!

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