Tanz heute

das erfreulichste ist Tanz, als ich in Berlin die QDance Company mit dem Choreografen  Qudus Onikeku sah, war mir bewusst – Tanz verkündet, wie Frieden auf der Welt sein könnte. Onikeku sagt in einem Interview (Der Freitag 38, 2024), das Nationale interessiert nicht mehr, wir sind in einer Welt und alle eine Gruppe von Menschen mit denselben Gefühlen.

Er lebt heute, nach einiger Zeit in Paris, wieder in Lagos. Er hat Tänzer aus der ganzen Welt eingesammelt und sie präsentieren alle ganz unterschiedliche Tanzstile, z. B. war der Kathak Tänzer aus Kalkutta in der Vorstellung einfach grandios in seiner Grazie und seiner Kraft .  Sein Tanz verwob sich mit Street Dance, afrikanischen Stilen und dem Modern Dance. Immer wieder solistisch doch dann wieder zusammenkommend zu einem Tanzkörper bewegten sich die unterschiedlichsten Tänzer*innen. Hier geht es nicht um ‚gendern‘ oder um kulturelle Aneignung, diese Truppe ist schon längst weiter im Bewusstsein, die Debatte scheint plötzlich verblasst. Was uns hier in der Kulturszene aufregt (vom Staat mit viel Geld unterstützt)  ist für diese Truppe unerheblich. So wie die Tänzer*innen  unterschiedlichsten Bewegungsabläufe verbinden, entsteht eine Ästhetik des Zusammenfließen verschiedener Ströme, und doch so spannend,  weil die Zusammenflüsse inspirierend sind.  Zusammenfluss ‘Sangam’, im indischen ein heiliger Platz, in der Kunst der Moment der Erfüllung.

Gesellschaftlich denkend können wir daraus schließen, was es bedeuten kann,  wenn wir die gegensätzlichen Meinungen stehen und wirken lassen und sie dann zusammenbringen zu etwas ganz Neuem. Die  Transformation findet doch nur dann statt.

Nicht der Krieg und das Vergleichen, wer ist richtig wer falsch, oder das Konkurrenzdenken ‚Wer ist besser‘, ‚was verkauft sich mehr‘,  wer beginnt und wer endet Aggression und Krieg, sondern das Erfassen, dass wir alle gleich viel wert sind, und wie alles seine Geschichte hat. Hier in unseren Landen dirigiert die Angst, wir werden von einem Diktator angegriffen und unsere Kultur wird ausgelöscht. Eine Paranoia, die aus einem Karma der Kolonisierung anderer Länder entsteht. Ob aus armen oder reichen Ländern, wie auch immer politisch sozialisiert, ob aus den sogenannten rückständigen oder den fortschrittlichen Gesellschaften, es geht darum, aufzubrechen und zu einer Synthese zu kommen.

Ich glaube auch in Afrika mit seinen vielen jungen Menschen könnte die Zukunft der modernen Kultur liegen, dort sind sie im Aufbruch und nicht mit zu viel Konsumgütern überfrachtet.  Ursprünglicher, ohne eine lange Geschichte von politischer Kunst.

Die Reichen bauen Tempel für Shiva

was kann ich, ein armer Mann tun?

Meine Beine sind die Säulen,

mein Körper der  Schrein,

mein Kopf die goldene Kuppel.

Höre, göttlichen Tänzer,

was steht, soll fallen,

aber Tanz (Bewegung) wird ewig sein.

Basavanna (1106-1167)

aus Lotosblüten öffnen sich  von Angelika Sriram,

vergriffen, nur bei der Autorin hier erhältlich.

 

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