Die Katholische Kirche bedroht BASE

Gern hätte ich eine Blogpost über ‚Liebe in den Zeiten der Vernichtung’ geschrieben und zur Adventzeit die Rückbesinnung auf den Frieden im eigenen Haus geschildert, aber es sind die großen religiösen Institutionen,  die sich als Machtinstrumente aufbauen und gegen andere religiöse Institute in den Krieg ziehen. Dabei sind es nicht die feinen, Gebildeten, die sich die Hände schmutzig machen, sie manipulieren lieber und so bildet sich ein Mob,  aus ‚armen Schweinen’, den Unterprivilegierten,  der von diesen Machtapparaten angestachelt wird, den Feind bei den anderen Religionen zu suchen.

Eine Freundin sagte mir neulich, es würde so klingen als wäre Base das reine Paradies. Hier möchte ich klar stellen, wir kämpfen, im wahrsten Sinne des Wortes, um den Erhalt der Natur und nichts wird uns dort in den Schoß gelegt. Wer so etwas aufbaut wie Base in einer so ungerechten und zerstrittenen Welt, muss sehr, sehr viel Einsatz bringen, so etwas zu erhalten und beschützen. Und wer Beziehungen zur katholischen Kirche hat möge sich melden und uns helfen und den Sachverhalt den ich nun aufführe genau lesen:

Aktuell bildete sich aus einigen Kleinbauern ein Mob, der unsere Mitarbeiter in Base am Freitag den 24. 11. bedroht hat, als sie unter der kleinen Kirche  – St. Ignatius geweiht und die den Händen des Vatikans untersteht –, Bäume auspflanzten. (zur Pflanzzeit im November haben wir Arbeiter aus dem Tal angeworben) Der Mob bestand aus Gemeindemitglieder dieser Kirche und sie behaupten, das Land gehöre der Kirche.

Als wir vor acht Jahren die Landpapiere unterzeichneten, war klar, dass die Kirche zur Hälfte auf unserem Land steht und wir haben das akzeptiert. Seither hat sie sich weiter nach vorne ausgedehnt und in unser Land hinein einen großen Vorplatz zementiert und den Weg, der seitlich durch unser Grundstück führt, verbreitert. Wir haben der Kirche Wegerecht gegeben und signalisiert, wir wollen in friedlicher Nachbarschaft miteinander leben und sie mögen jetzt mit ihrem Platz für Feste glücklich sein, aber sich nicht weiter sich auf unser Land ausdehnen.

Leider fand vor mehreren Jahren ein Brandrodung statt, bei der sämtliche Bäume auf unserem Land zwischen der Hauptstraße und der Kirche abgefackelt wurden, so dass die Kirche auf ein leeres gerodetes Land vor sich blickt. Wir wissen nicht wer der Brandstifter war, haben aber Befürchtungen, dass es Gemeindemitglieder sein könnten. (Das ist nicht das große Feuer, das dann von der anderen Seiten durch einen anderen Nachbar ausbrach über das ich hier berichtet habe.)

Im Gottesdienst hat der damalige Pfarrer, ein sehr friedfertiger Pfarrer, den Mitgliedern gesagt, sie würden uns (mich und Ralph) als Schwester und Brüder sehen. Wir haben gemeinsam das Abendmahl eingenommen. Der Priester hat zu den anwesenden gepredigt, die Kirche steht teils auf BASE Land, aber wir hätten längst klar gemacht, dass wir das akzeptieren aber keine weitere Ausdehnung wünschen. Die Mitglieder sollen bitte davon absehen, unser Land für sich zu beanspruchen. Damals saßen fast nur Frauen und Kinder im Gottesdienst. Danach hat dieser freundliche Pfarrer zu mir gesagt, ‚leider besteht die Gemeinde aus männlichen Halunken (rowdies) und sie sind schwer zu bändigen.’

Im Jahr darauf kam ein neuer Pfarrer, Herr Anthony Durairaj. Er machte umgehend einen Antrittsbesuch in Base, brachte Blumen und sagte die Kirche wolle das gerodete Land von uns kaufen. Auf meine Frage für was sie es brauchen, sagte er, sie wollen eine große Treppe zementieren und kirchliche kleine Asphaltgebäude (Schreine?)aufstellen und weitere Masten für die Beschallung mit Musik für die gesamt Umgebung anbringen. Da wir mitten im Dschungel leben und BASE gebaut haben um die Bäume, Tiere,  Pflanzen, ja die Artenvielfalt zu schützen scheint uns eine solche Treppe wie ein bombastisches Zeichen, ein Demonstrieren der Macht, zumal der Gottesdienst nur zweimal im Monat stattfindet und die Kirche dann kaum zu einem Drittel voll ist.

Wir haben ihm unser Bestreben Natur und Wald zu schützen, so wie es in der Satzung von Base steht nahegelegt und den Kauf verweigert. Wir haben dann hinter der Zementplattform und neben dem Weg zur Kirche einen Zaun aus Hölzern gebaut um die Grenze zu markieren. Er wurde sehr bald niedergerissen von den Gemeindemitgliedern.

Letzten Winter war über dem Land der Kirche ein großes Waldfeuer ausgebrochen und unsere Mitarbeiter zusammen mit R. Sriram, meinem Mann, haben die ganze Nacht gekämpft das Feuer, das die Kirche und Umgebung zerstört hätte, auszupeitschen. Nirgends waren Mitglieder der Gemeinde zu sehen, keiner von denen  half mit.  Woraus sich unser Wohlwollen der Kirche gegenüber bezeugen lässt.

Herr Xavier, der Nachbar, der ein großes Grundstück neben uns besitzt und ständig Streit sucht,  indem er unsere Wasserleitung auf unserem Grundstück beschädigt, ist ein solches Gemeindemitglied, das den aktuellen Mob mitangeführt hat. Hier mögen die Verantwortlichen der Kirche das Gespräch mit ihm suchen und ihn Anleitung für christliches Miteinander geben.

Weiter wurde der Mob angeführt von Herr Vairamani, der vom Forest Office als so was wie Förster angestellt ist,  ein Gemeindemitglied, das sich in vielen Situationen als zwielichtig gezeigt hat. Sowie Herr Jagannathan, ein landloses Gemeindemitglied, das sich auch den beiden angeschlossen hat. Er ist der Koch bei Gemeindefesten und meint,  das Land gehöre der Kirche. Es arbeite sogar als Schreiner teilweise für Base.

Wir verstehe nicht,  warum die Kirchenmitglieder nicht in friedlicher Nachbarschaft mit uns leben wollen? Wer sind die großen Kirchenvertreter, die einfache Gemeindemitglieder anstacheln und ihnen von bombastischen Gebäuden aus Protz, die die Kirche repräsentieren sollen, hier im Naturgebiet diese Gedanken nahebringen? Soll dieses  Gehabe Macht der Religion vortäuschen? (in Deutschland würde die Regierung es zu einem Naturschutzgebiet erklären und jede Baumaßnahme beschränken – und so ist es auch in Indien, leider werden Gesetze hier nie respektiert).

Bei einen Telefonat hat unser Anwalt gesagt, die katholische Kirche ist berüchtigt auf diese Weise sich auszudehnen und Landraub zu betreiben. Aber was nützen uns die richtigen Papiere, wenn ständig solche übergriffige Aktionen passieren. (Es wurde auch schon ein Schild von Base dort entfernt.)

Wir bitten jetzt das Bistum Madurai höflichst, den Pfarrer auszutauschen, und der Gemeinde klar zu machen, dass sie sich nicht in das Land anderer Bürger ausdehnen kann, nur weil die Kirche sich als gemeinnützig erklärt. Auch wenn wir rechtlich auf der sicheren Seite sind, ist die ständige Aggression der Gemeindemitglieder gegen uns bedrohlich. Der Geist ist nicht christlich. Ich bin in einem christlichen Land aufgewachsen und durch die Schule und die Kultur mit den christlichen Werten vertraut. Hier handelt es sich um Gauner, die die Kirche benützen. Dies ist in Indien kein Einzelfall und muss von oberster Seite geprüft und gestoppt werden.

Friede muss immer erkämpft werden, aber nicht mit Gewalt oder mit Waffen sondern mit Taten der Verständigung und der gegenseitigen Toleranz.

Briefe wurden schon an das Bistum Madurai, an Bistum Mainz und an die Weltkirche gerichtet.

Kann jetzt jemand eine verantwortliche Person benennen, die uns als Ansprechpartner für die Kirche dient? Da diese Kirche dem Vatikan untersteht – und das ist  der Tafel an der Kirche zu lesen, brauchen wir letztlich wohl einen Kontakt zum Vatikan, da die Weltkirchen schon beteuert hat, sie könne hier nicht helfen…“

Natürlich besteht nun die Gefahr, dass diese Mitglieder der Gemeinde zum Tahsildar (Bürgermeisteramt ) gehen und dort jemand finden, den sie mit Geld bestechen können, ihnen Papiere auszustellen, die beweisen, dass all das Land unter der Kirche ihnen gehört. Oder es muss nur ein Christ im Büro sitzen der voreingenommen so was tut. Jemand rät uns nun zur fanatischen Hindu Partei BJP von Modi zu gehen und denen die Missstände in der Kirchengemeinde zu schildern…

So begann vielleicht sogar der Krieg im Heiligen Land….

Wir verlieren lieber das Land als uns an solchen Kriegen zu beteiligen.

Base ist ein nichtreligiöser Ort.  Menschen werde geboren, leben und sterben, egal welcher Religion sie angehören. Ich glaube an das nicht-konditionierte Menschsein als Weg in die Zukunft, bei dem man trotzdem würdevoll die Kultur der Ahnen weiterleben kann.

 

 

3 Kommentare

  1. Liebe Anjali, ist es keine Option mit dieser Sache vor Gericht zu gehen? Von dieser Kirche und ihren Mitgliedern ist offenbar nicht viel Gutes zu erwarten. Ist es nicht sogar so, dass sie kurz davor sind, sich vom Vatikan loszusagen? Also wäre der “kirchliche” Weg ohnehin vergebene Liebesmühe …. Viel Glück!!! Patricia

  2. Liebe Anjali, mit großer Traurigkeit und Entsetzen lese ich gerade Deinen Blog.
    Von ganzem Herzen schließe ich mich Angelikas Worten zu Dir hin an.
    Spontan fällt mir Pater Sebastian Painadath ein, der in Indien die christliche Botschaft mit indischer Weisheit verknüpft lebt.
    Vielleicht wäre Missio in Aachen ein Ansprechpartner?!

  3. Liebe Anjali, zunächst möchte ich dir sagen,dass ich deine Sicht der Dinge zum Geschehen in BASE vermutlich verstehe und teile. Wie traurig, dass ausgerechnet die Kirche euch Liebe-suchen und bringenden Menschen in BASE das Leben und Miteinander so erschwert. Ist es wieder und immer wieder nötig für ein friedliches Miteinander zu “kämpfen”, weil Interessen nicht die selben sind? Was wollen wir denn auf dieser, “unserer” Erde? Du bist für mich eine so mutige lebendige Frau, mit Herz und Verstand und ich sehe dich so offen und unerschrocken immer wieder auf (alle) Menschen zugehen. Das ist so toll Anjali. So toll. Emanzipiert wirfst du dich ins “Gefecht”. Vielleicht sollte ich lieber sagen in die Mitmenchlichkeit. “Hey. Hier geschieht grade Unrecht, was können wir da tun? Wir sind als ältere Generation auch Vorbild. Gerade jetzt. Es geht űberall um Land(Besitz, Gier) , Religionen, Besserwissen, Leid, Schmerz, Trauer. Aber auch immer wieder um die Liebe. Ich bin mir so unendlich sicher, dass du/ihr eine Lösung findet. Eine Lösung, die gerade jetzt auch an so vielen anderen Orten unserer Welt nötig ist. Sicher bist du auch manchmal müde und fragst dich wozu das nur. Warum kann ich nicht einfach friedlich in Ruhe leben. Ich glaube, (verzeih bitte wenn es űbergriffig ist), weil es u. a. deine Bestimmung ist Anjali. Du kannst es. Du kannst für Gerechtigkeit “kåmpfen” (mir fehlt ein pasenderes Wort) . Du strahlst Kraft und Hoffnung aus. Du kannst Verbinden, Zueinanderbringen, mit Leichtigkeit das Schwere tragen. Ich sehe dich tanzend Anjali. Mit soviel Hingabe, Lebenslust und Liebe. Meine Seele tanzt im Kleinen mit dir. Danke dass ich dich kennenlernen durfte. Bis bald liebe. Für eine liebende Welt ❤️

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert