Weihnachten 24

Mein Vater hat erzählt, unsere Ahnen wären als Hugenotten von den Katholiken  im 17.Jahrhundert aus Frankreich vertrieben worden, damals hießen sie Bourde. Sie wurden in Ostpreußen zu Burde und  nach dem Zeiten Weltkrieg wurden sie wieder vertrieben. Jedesmal haben sie nicht nur Gärten, Häuser, Dinge, sondern auch ihre Kultur und Sprache verloren und kamen mit nichts als sich selbst irgendwo an.

Heute frage ich mich – geht es in der Menschheit nur um Krieg und Vertreibung? Derselbe Gott, derselbe Glaube und trotzdem bekämpfen sie sich. Geht es um eine Narrative? Ging es  um die sogenannten Bruderschaften, mit denen sich Gruppen bildeten und sich in der  Gemeinschaft halfen und andere Gemeinschaften ausgrenzten ? Ging es dabei um Reichtumsvermehrung, um Wissensbildung?

Warum plötzlich werden jüdische Menschen bei Veranstaltungen ausgeladen? Was haben sie getan? Nur weil sie sich als Gemeinschaft der Juden bezeichnen, zu der andere nicht gehören, werden sie zu Feinden? Woher kommt Antsemitismus? Es ist ein  abscheuliches Wort. Als mein Sohn seine Gene entschlüsseln ließ, wurden mehr als die Hälfte kaukasisch russisch semitische Erbgut festgestellt. Es gibt keine Rasse, wir sind seit Urzeiten vermischt.

Sriram’s Ahnen wurden unterdrückt und als minderwertig angesehen und von den Engländern ausgebeutet. Zwar sind sie nicht vertrieben worden,  aber bezahlten einen Preis. Die Würde wurde ihnen aberkannt. So wurde Reichtum auf der anderen Seite vermehrt. Wer hat das Monopol über Wissen, wer ? Wenn die  Wissenschaft an ihre  Grenzen kommt, setzt die Erzählung ein.  Religiöse Geschichten,  Mythen und Erscheinungen der Fantasie werden auf fatale weise zu historischen Tatsachen gemacht.

Wir feiern Weihnachten. Wir feiern eine Geschichte, den Mythos, die Lieder, die Träume, die Transzendenz. Aber Jesus ist keine historische Figur. Rama, Krishna und Shiva sind keine historischen Figuren, die Madonna nicht und auch nicht die Göttin Kali.  Es sind alles Bilder in unseren Seelen, die nicht dazu benutzt werden dürfen, die seelischen Bilder anderer Gruppen abzulehnen und Menschen zu verurteilen.

Lasst jedem sein Ritus, sein Narrativ, was wirklich wichtig ist und immer mehr sein wird, ist unsere Beziehung zu  Wind,  Sonne, Wasser, Erde und Äther. Die Geschichten darum herum sind der Schmuck.

Judäa ist ein historischer Ort, den die  Römer besetzten und annektierten. Sie haben ihn dann Palestina genannt, um die jüdische Verbindung zum Land zu tilgen, so wie alle Kolonisatoren Orte umbenennen.  Sie wollten ihre Macht ausbauen  und  glaubten,  ihr Wissen sei größer als das der Menschen in Judäa oder dann viel später, der in Germania. Vertreibung ist historisch bewiesen,  aber Mythen können nicht historisch belegt werden.

Jetzt ist die  Zeit im Jahr, sie als Geschichten zu fabulieren und zu feiern, ohne andere auszuschliessen. Leider hat die  Katholische Kirche sich zur Machtzentrale entwickelt, die das ‘Andere’ nicht bei sich duldet. Aus Kunst, Liedern und Geschichten, ja aus den Mythen hat sie Dogmen entwickelt, das halte ich für gefährlich. Und der Islam tritt in diese Fußstapfen, um mit der anderen um Macht zu konkurrieren.

Feiert Weihnachten und genießt die Lieder und Geschichten, ohne die Juden auszuschliessen.

In diesem Sinne sehe ich mich als Jüdin, Christin, Hindu, Buddhist,T aoist und Muslimin.  Ich bin oft auch im Zen Bewusstsein.  Ich bin Französin, Russin und Inderin, Engländerin und Kalifornierin und natürlich auch Deutsche. Zu Weihnachten will ich die wunderbare Menschwerdung feiern,  das ‘menschliche Sein’ , das uns alle verbindet.

Der Krieg zwischen arm und reich wird uns weiterhin verfolgen. Ihn allein als Krieg zwischen Diktatoren und Demokraten zu sehen wäre, ihn ideologisch zu deuten. Er ist nicht nur  Krieg zwischen Juden  und Muslimen, oder Orthodoxen und Liberalen, Kommunisten und Kapitalisten,  es geht um arm und reich, um die ungerechte Verteilung des Bodens dieser Erde.

Ich wünsche uns allen für 2025 mehr Verständnis,

ein Bewusstsein, das Dinge eher zusammenbringt als trennt, das in den Fußstapfen fremder Menschen gehen und sich damit in die Lage der vermutlichen Feinde begeben kann.

Tanz wird uns dieses Bewusstsein schenken, also mehr tanzen! Das Foto hat Felix Krusche gemacht.

PS: Dieser Beitrag wurde inspiriert nach dem Lesen eines Artikels  ‘Der Freitag, Nr. 50, vom 12. Dezember von Leander F. Badura (Jesus mit Kufiya, alter Hass in neuem Gewand). Er ist sehr lesenswert und nennt die dinge beim Namen.

Ein Kommentar

  1. Liebe Anjali, Ja, es stimmt traurig, wie Krieg und der Kampf um Macht und Besitz die Menschen vergiftet und unsere Erde gefährdet. Habt Ihr “Wisdom of Happiness” angeschaut? Dieser Kino-Film zeigt auf wunderbar bebilderte Weise die Gedankenwelt des Dalai Lama, der hofft, dass dieses Jahrhundert das des Mitgefühls wird – da gibt es allerdings noch unendlich viel zu tun. Mit der Base schafft ihr Grosses in diesem Sinne, und auch mit Euren Gedanken und Ideen, die Ihr an uns vom Yogaweg weitergebt – lasst uns (wie der Dalai Lama) nicht aufgeben und weiterkämpfen für das Mitgefühl und die Liebe und für unsere einzige Erde! Friedliche Weihnachten Dir und Sriram und allen Menschen um Euch herum! namaste, Elke

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