Krieg bringt keine Lösung! Wann denken Menschen an ahimsa, Gewaltlosigkeit? „Es ist das wichtigste dharma unseres Menschseins“, hat Sriram am Wochenende im Workshop in Zürich gesagt.
„Die Linke“ sind hierzulande gegen Kriegseinsätze, und allgemein nennt man das idealistische Spinnerei. Die „Grünen“ begannen mit der Friedensbewegung.
Waffen sind gefährlich. Waffenherstellung ist gefährlich. Und warum reden wir nicht über die Umweltbelastung durch Bomben? „Der Besitzt von Waffen verändert den Charakter“, sagt Ramayana und ist das Motto meines Romans „Als wir die Welt retteten“.
Politiker vermuteten, dass die Drahtzieher der Terroranschläge 9/11 sich in der unzugänglichen Wildnis im afghanischen Bergland versteckt hielten – oder wollten sie Bodenschätze sichern? – , und begannen einen Krieg. Aber was kann ein analphabetischer Schäfer, der mit seinen Herden als Nomade umherzieht, oder was können armer Bauern über Anschläge in New York überhaupt je wissen? Dass man das Afghanische Volk so lange Zeit mit dem Militär der Westmächte überzogen, Furcht und Schrecken durch herumrollende Panzer bei den Menschen verbreitet hat, das konnte nicht gut ausgehen. Auch wenn viele Afghanen als „Ortskräfte“ Geld verdienen und der Armutsfalle durch das Regierungschaos entkommen konnten, war es Irrsinn zu glauben, man verstünde ihre Anliegen.
Das Afghanische Volk war davor von den Russen militärisch besetzt und unterdrückt. Sie gruppierten sich als Taliban, die zum Widerstand gegen Besatzer aufrief, Identifikation wurde der Islam – noch bevor der neue 20-jährige Krieg der Westmächte begann. Ich las damals in Chennai 2001 die Schlagzeilen: „Riesengroße Buddha Skulpturen in den Bergen von der Taliban gesprengt.“ Es verbreite nicht nur unter Kulturliebenden Schrecken, es war auch klar, dass ein Kulturkampf ausgerufen war.
Aber genau das haben deutsche Befehlshaber, einschließlich Politiker, nie begriffen: Sie betrieben Politik und ihren Militäreinsatz mit jenem kolonialen Denken, das Tabu sein müsste, mehr Tabu als bestimmte Worte, die man nicht mehr schreiben und sagen darf. Was nützt es, wenn wir z. b. das N- Wort aus dem Sprachschatz radieren aber der Koloniale Gedanke bleibt?
Die Westmächte glauben, sie wären Schutzpolizei und würden fremdes Militär in fremden Kulturen ausbilden können. Sie glauben, es sei ihr Auftrag den Bau von Schulen bewachen und die Frauen – die noch wie im Mittelalter in Dorf-Verbänden leben, in die Außenstehende gar nicht einsehen können, schon gar nicht Westliche Militärgruppen –, in kurzer Zeit zu dem, was der Westen als emanzipierte Frau sieht, umzuerziehen. Ja, das ist reines koloniales Denken. Und in dem sind sie verankert.
Dass mit unseren Steuergeldern Waffen dorthin geschafft wurden, um dann unter Waffen Gewalt Schulen und anderes zu bauen, stand nicht als Thema in der Öffentlichkeit. Stellt man sich vor, unser Kreiskrankenhaus in Erbach würde aus Versehen bei Militäreinsätzen eines fremden Landes in die Luft gehen, was würde die Bevölkerung machen?
Und ist unser Schul-System wirklich so fortschrittlich, dass es auch für die Afghanen passt? Oder ist das Einbildung unsere ignoranten und arroganten Zivilisation, die das „Helfenwollen“ nur als Ausrede benutzt, um ihre Waffen und militärische Geräte zum Einsatz zu bringen – wie quasi eine gewaltvoll forcierte Verkaufsschau: Seht her, was wir produzieren!
Dass die Taliban jetzt das Land übernimmt ist nur logisch. Sie ist gestärkt und hat jetzt mehr Waffen als unsere Bundeswehr („bestausgerüstete islamische Terrormiliz aller Zeiten“ sagt Prof. Neumann, Terrorexperte, London, zitiert von Steingards Morning Briefing ) Dazu Medien und Infrastruktur, die sie für sich nützen wird. Dass es jetzt dort nicht zum Bürgerkrieg kommt bleibt zu hoffen. Oder sich Terroranschläge in Indien und anderswo häufen.
Man kann nur wünschen, dass die Taliban – ohne fremde Besatzer – nicht mehr die kulturelle Identität gewaltvoll in den Vordergrund stellen. Aber sind wir, wenn wir unsere Kultur als vorbildlich empfinden und einzigartig, nicht auch geistig ein wenig in der Nähe der Radikalen, die wir verurteilen?
Es bleibt die Frage:
Was haben unsere Regierenden gedacht, als sie unser Geld dort ausgaben, anstatt hier z. B unsere Schulen zu verbessern? Warum denn Schulen in Afghanistan?
Wir haben ein Schule in Südindien mitaufgebaut, aber nicht unter Waffengewalt. Sriram spricht die Landessprache und konnte sehr gut durch persönliche Präsenz herausfinden, was sie dort brauchen. Wir haben es dann völlig den Lehrerinnen überlassen wie sie das Geld von uns anlegen.
„Aus einem ethnischen Flickenteppich einen modernen Sozialstaat formen zu wollen, (dabei weder ihre Kultur noch die Sprache zu begreifen) ist überheblich“ schrieb Eric Gujer in „Neue Züricher Zeitung“ vom 21.8. 21.
Und Wikileak hat längst geleaked dass dieser Krieg „bös“ ist. Geleaked wurde auch, wie die CIA überlegt hat, die Öffentlichkeit von Frankreich und Deutschland zu manipulieren – Z. B. wurden unter anderem die Leiden der afghanischen Frauen benutzt um Stimmung zu machen und so die ständig wachsenden Gegner des Kriegseinsatz in der EU umzustimmen.
Die Forderung „FREE ASANGE“ ist wichtiger denn je. Und im September Parteien abzuwählen, die in diesen Krieg mitgemacht haben.
Anjali Sriram
Künstlerin zwischen den Welten
Anjali Sriram
Künstlerin zwischen den Welten