Bücher, Bücher…

Die Literaturpreise 22

Sanftes Tröpfeln auf Goldenem, Rotem und Grüngebliebenen. Leuchtende Hagebutten auf Kahlem. Stille. Krieg und die Aufstände der Frauen

sind fern.  Und doch im Bewusstsein groß in diesem Herbst.

Das Annie Ernaux den Nobelpreis erhalten hat freut mich. Leider gibt es schon wieder Vorwürfe – „antisemitisch“ sei ihre Teilnahme an verschiedenen Protesten gewesen. Aber wer die Stimme der Unterdrückten repräsentieren will, kommt nicht darum herum sich gegen die derzeitige Politik Israels zu stellen. Ich frage nun, wo sind die Stimmen jener Israelis, die sich gegen die Politik ihres Landes wenden? Sie zu ignorieren könnte ja auch als antisemitistisch gegen jene Israelis gewertet werden. Mit einer Portion Naivität könnte man fast meinen, der Zentralrat der Juden in Deutschland positioniert sich eher nach rechts  (auch wegen der documenta) und sämtliches linksorientierte Denken sei antisemitisch. Das ist wirklich bescheuerter undifferenzierter Quatsch und trotzdem ist da ein „Geschmäckle.“

Das Kim de l’Horizon den Deutschen Buchpreis erhalten hat, freut mich auch sehr. Wir können alles sein, wenn wir den Zusammenhang des Lebens begreifen. Und wie schön hat er  in seiner Performance bei der Preisverleihung gesagt: „Wie dumm waren wir, zu glauben nur die westlichen Frauen seien emanzipiert. Was im Iran passiert ist nun mal echte Frauenpower.

Neulich habe ich Benedict Wells „Vom Ende der Einsamkeit“ gelesen. Es ist so toll geschrieben, es kreiert einen Sog,  man kommt nicht vom Text weg. Aber nachdem ich das Buch zugeklappt habe, fragte ich mich, welche neuen Erkenntnisse hat es mir gebracht? Warum musste ich über diese, doch sehr bourgeoisen Familie lesen? Sie interessiert mich nicht, denn sie sind ohne jedes politische Bewusstsein. Auch ist der Schreiber mit seiner Herkunft nicht echt und kreiert sich als ein Anderer, auch wenn er sehr mimosenhaft die Dinge fühlt und beschreibt. (Eigentlich stammt er aus dem Hause von Schirach)

Das der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Serhij Zhadans geht, befremdet mich, rein durch die Kommentaren der Zeitungen. Ich kenne seine Bücher nicht. Was der Krieg mit einem Schriftsteller macht, wieviel Hass auf die Russen in ihm entstanden ist, dass zu lesen soll wichtig sein? Man kann es natürlich gut verstehen, aber nicht verstehen kann man, wie die persönliche empfundene Erlebnisse eines Ukrainer uns jetzt auf dem Weg zum Frieden weiterbringen.

Auch ich gehe morgen wieder auf Lesereise nach Köln und weiter nach Osnabrück. Ich habe mich in meinem Buch bemüht, den Krieg und die Gewalt aus weiter, sehr weiter Perspektive zu zeigen und zu erforschen, warum es Gewalt gibt. Ein kleiner Beitrag der, obwohl er in einer anderen Zeit spielt, aktuell ist. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert