Bedeutet auf Tamil: „Gutes Neues Jahr!“ Dazu war heute morgen um 5 Uhr der Wolfsvollmond!
Für uns war es am 23. 12. 22 ein frohes Ankommen und Durchatmen! Die Fahrt von Chennai hierher war zwölf Stunden (mit großen Pausen und dem Tempelbesuch). Es ist so schön, so ursprünglich jungfernhaft – so ein Wort passt eben hier noch… wir fanden die Gebäude mitten in der Urwald Umgebung in einer Ordnung vor, so wie sich mein schwäbisches Herz das halt wünscht. Das Beste sind die vielen hunderte von Bäumen; sie sind gewachsen, sie gedeihen und es fühlt sich an als hätten wir eine große Familie, die uns in einer grünen, magisch kraftvollen Vereinigung Trost spendet. Wenn das Jahr 22 schwierig war, die Weltlage gerade viel Unerfreuliches bringt und es mit der Heimat oder dem Heimatbegriff anders wird, ganz anders – ist das hier eine große Bereicherung fürs Herz. Wir haben in den letzten neun Jahren hier viel geleistet, gearbeitet und durchgehalten…jetzt umarmt uns hier Frieden.
Poesie und viele kreative Gedanken kommen, aber werden immer wieder zurückgeführt zur Basis. Was ist das Sein? Wenn wir keinen Müll mehr machen, keine Spuren auf der Erde hinterlassen, mit wenig auskommen, wird dann das Leben sinnvoller? Nein, so einfach ist es nicht. Und doch, es entsteht ein Glücksgefühl, sich mit der Natur auf diese Weise zu verbinden und sie nicht zu sehr zu beanspruchen. Außerdem fordert sie uns hier eh heraus: In unserem Zimmer im Hobbit Haus sind überall winzig kleine Ameisen, tot liegen sie da, manche krabbeln, es sind tausende. Wir kehren ganze Kehrschaufeln von ihnen weg, sie fallen von den Holzträgern des Dachs. Das gleiche in den anderen Häusern, wenn auch nicht ganz so schlimm? Wenigstens sind es keine Termiten, die Gebäude fressen. Aber dort wo wir die Blechdächer mit Stroh gedeckt hatten für den „ethnic look“ und gegen die Sommerhitze, dort ist dieses Stroh nach zwei, drei Jahren vergammelt. Also als erste Arbeit hier Bhagyam rufen, um die Dächer frei zu legen. Er kam auch sofort und eine Ameisenkontrolle mit etwas Giftigem musste dann durchgeführt werden.
Und da uns unsere Köchin Manimegelai aus familiären Gründen seit 6 Wochen verlassen hat, (die Geschichte hinter armen Menschen ohne Bildung wie ihr, sind himmelschreiend und schwer verkraftbar) oft heißt es für uns auch noch kochen und Küchenarbeit. Also es ist was los mit sehr rudimentären Verpflichtungen und Arbeiten.
Wir haben gerade einen Gast aus USA. Er denkt wie wir und es tut gut, dass er schätzt, was wir zwei „oldies“ hier geleistet haben, wenn wir ihn rumführen. Vielleicht werden wir mit ihm weiter spinnen und dieses Nest aus Träumen, aus Arbeit und wohlüberlegter Vision vergrößern, erweitern und beleben? Zwei Jahre hatten wir keine Gruppen und daher keine Einnahmen um Base daraus weiter zu betreiben. Wir haben es aus privaten Mitteln und Spenden weiter bezuschusst. Bevor die erste Gruppe Ende Januar mit Teilnehmern aus ganz Indien kommt um ein Yogaseminar mit Sriram zu erleben, ist noch Raum für tägliche Gespräche und Gedanken: Was ist sie, die Vision von Base? Antworten braucht es jeden Tag aufs Neue. Aber wenn man sieht, was in der Nachbarschaft von Base passiert, ist es sehr klar, was wir hier machen – auch das Klima ist gleich ein paar Grad kühler, wenn man Base betritt – wir retten den Wald.
Fantastisch denkende Menschen, die sich einsetzten für Größeres als der eigene kleine private Besitz und private Raum, die gab es schon immer und sie sind ein Erlebnis. Solche sind unsere Inspiration! Ihnen zu begegnen oder über sie zu hören gibt uns immer wieder Kraft und Elan. Denn die Bagger und die Spekulanten stehen nicht nur um Base herum und gieren danach, die Natur in Zement zu verwandeln um mit sauberen Schuhen aus dem elektrischen und „umweltfreundlichen“ Auto aufs Sofa zu gleiten? Ist dieses stets in der Werbung präsente Versprechen noch immer nicht verblasst? Leider nein. Deshalb bleibt es ein Kampf um „art – nature – yoga“ weiterhin zu leben und zu erleben.
Anjali Sriram
Künstlerin zwischen den Welten
Anjali Sriram
Künstlerin zwischen den Welten