Neue Pflanzung in Base 2022

Die ersten Tage waren eine gewaltige Umstellung. Die Größe von Base, die Einsamkeit, das weit weg von der Zivilisation Sein, überwältigt zunächst und löst Beklemmungen aus.

Madras war so warm, so luftig und das Rauschen des Meeres bei Nacht angenehm. Aber Omikron wütete gerade dermaßen dort, dass wir uns zwei Wochen nach der Ankunft (eine davon in Hausquarantäne) auf den Weg ins virusfreie Bergland machten. Acht Stunden Fahrt in einem kleinen Auto – wir saßen beide hinten, der Fahrer vorn und zwei Meter Abstandgebot gilt auch hier um gesund zu bleiben–, war richtig anstrengend. Als wir endlich die Pass-Straße hinauf nach Kodaikanal erreichten, waren wir erleichtert und glücklich. 2 weitere Fahrtstunden und da kamen wir an.

Base fanden wir in großartigem Zustand vor: Freude strömte durch mich hindurch als ich die „fliegenden“ Berge gegenüber dem weiten Tal sah, als ich die weitläufige Terrasse betrat, die Küche blitzsauber wie nie zuvor, die Häuser alle gepflegt und die verschiedenen Gärten in Top-Zustand. Wir können uns jetzt fast ausschließlich aus dem Gemüsegarten ernähren. Lakshmi und der süße Rocky, unsere Kuh und das Kalb, Rani und Raja, unsere Hunde, gut erzogen und gesund. Dass wir 2020,  als Corona sich zunächst in Europa verbreitete, eine lange Zeit hier lebten und unsere Mitarbeiter gut kennenlernten und sie auch einarbeiteten, erweist sich jetzt als Segen.

Wir hatten gerade in Madras mit Varun erneut über die Vision von Base gesprochen. Auch er hat in den letzten anderthalb Jahren, wo wir nicht nach Indien reisen konnten, so viel Einsatz gezeigt und kein Geld dafür genommen. Nicht nur hat er sich um die Belange und Geldverteilung der Mitarbeiter gekümmert, sondern auch für die vier indischen Gruppen, die hier den Platz gemietet hatten, vorher und nachher für einen guten Ablauf gesorgt. Er wünscht sich, dass wir selbst interessante Aktivitäten anbieten, statt vermieten (Sriram war sein Lehrer!). Aber Base braucht Einkommen. In 2021 waren wir froh, dass überhaupt Aktivitäten in Base stattfanden, dazu konnte Sriram die Einnahmen zweier Seminar an Base überweisen. Um es auf dem Niveau unserer Vision zu halten, hängt viel davon ab, dass wir unsere Mitarbeiter fest angestellt haben.

Die Vision ist schärfer als je zu vor….forest life, save forest life! Wir wollen nicht Spinoza predigen, oder spirituelles Texte hier studieren, sondern sie in die Tat umsetzen.

Es ist erhebend, den großen Wald hier zu sehen und die vielen, auf einstigen leeren Stellen dazu gepflanzte Bäume heranwachsen zu sehen. Sie waren einst völlig mit dem Wandelröschen –  den schlimmsten Baumvernichtern hier –  überwuchert. Es bleiben immer noch genug wilde Stellen, aber das Heranwachsen von neuen Bäumen ist wichtig und auch arbeitsintensiv.

Neben dem Base Land wurde ja sehr viel abgeholzt und Waldland brandgerodet (so dass das Feuer auch damals zu uns herüberschlug) Jetzt sind wir von weilläufigen Bohnengärten umgeben – ,nicht von den Kleinbauern, die hier leben, sondern die der Großgrundbesitzer, die weit weg leben und die für massiven Ertrag 10 bis 20 Hektar  komplett abgeholzt haben, und Bohnengarten in Monokultur anlegen und sie mit Unkrautvernichtungsmitteln am Leben erhalten. Selbst Shadayans wild lebender Tribe ist von Zäunen umringt, darin auch schon große Bohnengärten. Das Giftspritzen hört man täglich, Mauern entstehen gegen die Elefanten und die wilde Natur und das Waldleben wird immer weiter zurückgedrängt von der eindringenden Zivilisation.

Wohin sollen die vielen kleinen wilden Geschöpfe? Wir haben hier eine enorme Artenvielfalt von Skorpionen, Spinnen, Vögeln und Schlangen,  von Echsen und Käfern, wohin sollen diese wunderbaren Geschöpfe hin? Wir haben verschiedene Bienenvölker auf unseren großen Waldfläche lebend. Sie haben immer weniger Lebensraum.  Überall auf der Welt geschieht dasselbe!

„Gut so! Profit machen und Bequemlichkeit, weg von den ekeligen Tieren!“, höre ich meine Mitmenschen raunen. Dieses Denken und Handeln, unsere Sehnsucht nach der sogenannten Komfort Zone, ist es aber, was die Zerstörung der Erde ausmacht.

Hier in Base treten wir dagegen an:

Unser Medizingarten ist enorm vielfältig unter den neu gepflanzten, schon an die 5  bis 10 m hohen Sholaforest Bäumen.

Der Gemüse- und Fruchtgarten mit Zitronen, Orangen und Bananen steht gut da, dank der drip- irrigation, die wir eingebaut hatten für die anfängliche Bewässerung der jungen Bäume.

Wir haben genug Wasser, u.a. haben wir dem Bachlauf mehrere Aufhaltebecken geschaffen  und haben die Quelle entdeckt und gefasst. Sie sieht nicht nur anmutig und schön aus, ist nicht nur ein inspirierender Platz, um auf dem Mauerwerk zu sitzen, sondern bringt gutes Wasser.

Die Wald-Zone ist eine Inspiration! Auch auf den abgebrannten Flächen jenseits der Straße sind die vielen neugepflanzten Bäume gut angewachsen.

Da die Südostflanke des Grundstück noch unbearbeitet brach liegt, und hier Fremde eindringen, – die einige, neugepflanzte Bäume dort waren schon wieder am Ersticken unter dem würgenden Lantana Dickicht(Wandelröschen) – haben wir gleich in der ersten Woche unseres Aufenthalts hier – denn gerade ist es morgens und abends noch sehr neblig und kalt und deshalb noch Pflanzzeit  – eine erneute Pflanzaktion angeleiert. Schon sind an die tausend Bäume angekommen. Isha Foundatin verkauft einen Baum- Setzling für sieben Rupien – wir haben den Jeep mit Chitra Vel hinuntergeschickt – vier Stunden Fahrt – und er hat gleich auch noch auch von einer bestimmten Baumschule in der Nähe seines Dorfes seltenen Bäume u. a. wunderbare Rosenholz- und Ebenholzbäume gekauft und mitgebracht.

Das Land wird gerade vorbereitet und am Montag pflanzen wir ein. Es wird ein Teak Wald entstehen, der direkt an die Straße grenzt, gegenüber der kleinen Kirche, wo derzeit Leute und Tiere anderer Bauern eindringen, lassen wir einen Zaun bauen, dass auch wir zeigen, wir benützen das Land, denn sonst können wir das nicht vor den Kleinbauern rechtfertigen, die gerne dieses Eck unter dem Wasserfall mit Bohnen bebauen würden.

Aber Indien braucht Wald, die Erde braucht Wald. Dazu wollen wir einen Musterwald anlegen, damit dann, wenn wieder Schulklassen auf Besuch bekommen, sie die Vielfalt traditioneller indischer Bäume sehen können.

In Zukunft wird womöglich Base zwischen Kodaikanal und dem Beginn des Nationparks mit Elefanten als einzig großer Wald mit Baumvielfalt übrig geblieben sein. Über uns wird gerade eine Eukalyptus-Plantage kahlgeschlagen, und wir befürchten einen Bergrutsch auf die neugebaute Straße zur Monsunzeit. Deshalb haben wir auch die Forest officers besucht, um auf uns aufmerksam zu machen und beim nächsten Großfeuer und anderen Umweltschäden auf deren Unterstützung zu hoffen???!!! So seht ihr, wir sind aktiv im Geiste des Yogas.

Mehr über Base: www.basekodai.org