Ananta und Aananda 10.11.18 München

Die Isar bringt die ganze Energie der Berge mit sich. Sie hat wilde Kraft und wäscht die erdigen Kieselufer rein.
Die Herbstsonne lässt die vom Wind gelichteten Bäume schwarz und wie mit Schmuck aus goldene Blättern behangen erscheinen .
Der Äther eines milden Herbsttag beseelt das Herz.
München offenbarte sich als Schönheit.

Und warum ist das yoga?
Es könnte auch ananta-yoga oder auch aananda yoga oder noch besser natyayoga heißen, aber der Name spielt keine Rolle. Je mehr Begriffe vor yoga stehen, je verwirrender wird, um was es bei der Essenz von yoga geht.
Meine beiden Beitrage zu Sriram Fortbildungsseminar waren auf die Essenz des yoga gerichtet, erläuterten die kulturelle Schicht aus der yoga entstanden ist.

Nataraja ist – nat Bewegung und raja König.
Er ist die Ikone die die Elemente in sich trägt und das symbolisiert, was Bewegung ausmacht. Sein linkes Bein tritt fest auf avidya und ohne Erwartung oder Enttäuschung richtet der Leib sich wie von selbst nach oben, beugt sich das Knie, ist es ein Kreis in dem der Leib den Nabel als innere Achse hat. Dieses Bewusstsein der inneren Mitte ist das Geheimnis des Tanzes und der Bewegung von Natraja, dem König aller Yogis.
Er nimmt das Wasser auf sein Haupt, seine Hände zeigen in die vier Himmelsrichtigen der Winde, sein Leib ist die Erde, Sonne und Mond sind seine Augen und Feuer in seinem Rad zerstört und gibt Raum für Neues.
Dieser kosmischen Tanz findet in uns statt. Die geordnete Bewegung der Gestirne sich bewusst zu machen und erkennen das jede menschliche Bewegung der gleichen Gesetzmäßigkeit unterliegt wie der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang – diese Erfahrung nennt man aananda.
Der Kreislauf von Entstehen und Vergehen ist in jedem menschlichen Wesen angelegt – Verinnerlicht an einen Herbsttag bei der Betrachtung der Isar.

Hingegen ananta ist das Grenzenlose, in das sich die begrenzte Bewegung blendet. Strecke die Hand sich zur Sonne hin, kann doch die Sonne nie erreicht werden. Aber wenn der Geist die Linie erschaut, die von der ausgestreckte Hand zur Sonne imaginär entsteht kann, ist ananta erfahrbar.
Yoga ist kein Leistungssport der Grenzen überwindet, sondern eine transzendieren des Körper der sich vergeistigt. Dann, wenn sich die Form und das Formlose verbinden, Geistwelten und Körperwelten eins werden, die All-Seele sich mit der Einzel-Seele, also purusha und prakrit sich verbindet ist ananta erfahrbar.

Das Geheimnis des yoga offenbarte sich auch an einem Herbsttag in München am Isarufer als aananda und ananta.
Dazu kamen Rückmeldung aus der Gruppe, dass sie erfassen konnten, für was Natraja steht und das Vishnu in stira-sukha im Endlosen liegt und schläft. Das Bewegung und Stillstand Teil des Kosmos sind und der yoga-Übende sich mit allen Elementen verbindet und das alles erspürt. Und dabei ergründet, was yoga ausmacht: es bleibt ein langer herrlicher wunderbarer Erfahrungsweg!

Ich freue mich über die feedbacks der Teilnehmer hierzu.

Ein Kommentar

  1. Liebe Anjali,

    vielen Dank für diesen Post. Deine Vorträge waren immer sehr inspirierend, ich denke noch häufig über Deine Worte nach.
    Natraja ist ein wunderschönes Bild für eine universelle Erfahrung, die jeder von uns machen kann, unabhängig von unserer Herkunft oder unserem kulturellen Hintergrund. Das Bild vom tanzenden Shiva ist so umfassend, um es wirklich zu verstehen muss man wohl zumindest einen Hauch von dem was es symbolisiert selber erfahren haben, dann zeigt sich die ganze Poesie dieses Bildes.
    Ich glaube in der Isha-Upanishad steht sinngemäß, dass das Selbst in allem enthalten ist und sich das Selbst in allem wiederspiegelt. Ein schöner Gedanke wie ich finde, der ebenfalls auf diese Erfahrung hinweist.
    Yoga ist ein wunderbarer Weg, der uns für diese Erfahrung öffnen kann und ich bin jeden Tag dankbar dafür, diesen Weg gehen zu dürfen.

    Liebe Grüße

    Andreas

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