Löst Euch von den verkrusteten Denkstrukturen des Christentums!

Die Heilige Schriften gehören der ganzen Welt, wir alle sind Geliebte Gottes und können/dürfen Bibelbilder für uns entschlüsseln und zeitgemäß auslegen. Dieses ist sogar wichtig, sonst überlassen wir sie der Parodie und werfen sie den Blasphemikern vor die Füße.

Liebe Anjali,

mit Freude habe ich dein Buch gelesen. Mir gefallen Sprache, die unglaubliche Kreativität und das Einfließen indischer Philosophie. Obwohl ich schon in jungen Jahren religiös/philosophisch interessiert war, habe ich nicht wirklich den Zugang zur Bibel gefunden. Erst über den östlichen Weg beginne ich, sie besser zu verstehen, finde sie aber immer noch reichlich verschlüsselt. War das bei dir anders, bist du von jeher Bibelverbunden, oder hast du die vielen Zitate recherchiert? Prediger oder Kindheitsevangelium kannte ich bisher gar nicht. Und – warum heißt Marias Sohn Immanuel?

Liebe Grüße aus Berlin,Petra

Danke für Deine Fragen. Ich habe mich als Kind sehr für Religion interessiert und hatte immer eine 1 im Religionsunterricht, obwohl oder gerade weil mein Vater Atheist war. Doch bald hat mich die Kirche mit ihrer politischen Vergangenheit, mit ihrer nichthinterfragbaren Machtstruktur abgestoßen.  Ich bin nicht in der Kirche und zahle keine Steuern. Niemand wagte bisher eine groß angelegte weibliche Interpretation der biblischen Geschichten. Sie sind alle patriarchisch ausgelegt. So wagte sich niemand an die Jungfrau Maria heran: Es ist fast wie im Islam, nur sind wir durch die Jahrhunderte der Inquisition und Unterdrückung im Mittelalter längst gezähmt und so brav geworden, aber auch erz-langweilig, in unserem christlichen Glauben. Er ist so was wie ein fertiges Reihenhaus zum Verbleiben – ein Haus, in dem kein Leben stattfindet. Blasphemie ist deshalb in der intellektuellen Welt so gefragt, weil solche Gedanken wenigstens Saft und Würze haben.

Durch meine Erlebnisse und Eingebungen beim Tanzen von mystischen Liebesliedern hat sich mir das Religiöse als menschliches Grundbedürfnis offenbart. Auch meine Begeisterung für Yoga und die Aussicht auf Erlangen geheimer Kräfte dadurch (der Siddhis) hat mich angezogen und zum Schreiben von diesem Buch geführt: Menschen warten heimlich auf ein Wunder! Ich sehe das Religiöse als universell, oder bin global denkend und wer Gott spürt, weiß dass alle Religionen das ein und selbe meinen und anstreben. Misstrauen und Kriege untereinander sind immer von politischer Seite geschürt und manipuliert.

Der Anstoß zum Schreiben dieses Buches war die Kirche bei Bains sur les Bains. Ein Fenster zeigt ein junges Mädchen mit einer mütterlichen Frau vor einem königlichen Thron. Ich interessierte mich nicht dafür, wen der Künstler damals damit gemeint hat, sondern ich hatte eine Vision, sah Maria mit ihrer Mutter und sah die Besorgnis einer Mutter, die ein besonderes Kind hat, ein Kind das Engelsstimmen hört. Ich war inspiriert und schrieb los. Erst im Kindheitsevangelium habe ich dann herausgefunden, dass diese Mutter Anna hieß. Dann recherchierte ich und las kreuz und quer in der 100 Jahre alten Luther Bibel meiner Großmutter und fand immer wieder sofort die genau passenden Stellen, die meine Inspiration bestätigten. „Wenn man sich in eine Thema versenkt offenbart sich das Thema“, steht im Yogasutra.  Das heutige institutionalisierte Christentum gewährt uns immer nur einen kleinen Blick auf die Geschichten. Es entschlüsselt Texte nur spärlich oder gar nicht und entmutigt uns vor jeder eigenen Entschlüsselung.  Auch sind die Apokryphen und das Thomasevangelium u. a. von mir zitierte Werke nicht vom Papst für die kirchlichen Belehrungen freigegeben. Das Lesen im jüdischen Schrifttum hat mein Bild für die Geschichten um Maria und Mirjam verschärft.

Das Arbeiten war eine große Versenkung im yogischen Sinne. Und eine Bereicherung auf meinem spirituellen Weg, die mich tief erfüllt. Ich habe mir gesagt, wenn es 12 Leute gibt (wie die 12 Jünger für Jesus), denen das Buch was bedeutet und die es weiter verbreiten, ist es genug. Vielleicht nicht im kommerziellen Sinne aber wollen wir nicht auch etwas anstreben, dass uns vom kommerziellen und materiellen Denken einmal erlöst? In diesem Sinne ist auch die Videoaufnahme hier auf meiner Homepage – bei der ich meine Bücher vor einem Altar ausgelegt habe und zum freien Mitnehmen aufgefordert habe – entstanden. Auf jeden Fall möchte ich zum freien Visualisieren mit den christlichen Bildern inspirieren.Leute löst Euch von verkrusteten Denkstrukturen die das Christentum uns diktiert! Dieses ist heute eine durch Steuern und Bettelei finanzierte Großmacht, eine megagroße Sekte.