Vaigai – Das Ufer 2015

Nach 8 Monaten Leben in Deutschland hatte ich wieder vergessen wie viel Armut in Indien vorherrscht.
Gestern sind wir mit dem share-auto von Suresh (from CCD our school) durch Madurai getuckert um Tür- und Fenstergriffe für das erste Haus in BASE zu kaufen. Zum ersten mal sah ich die Vaigai mit Wasser, sie war in all den Jahren ausgetrocknet. Ich dachte an KARMATANZ, wo Kannigi nach dieser unermesslich anstrengenden monatelangen Fußreise das Vaigaiufer erreicht und mit einer poetischen Schönheit die Welt sah, wo die Blumen weinten im Fluss, weil sie ein schreckliches Schicksal ahnten…wo die Natur der hellsichtige Lehrer war und wo sie in feingeschnitzten Barken hinüber nach Madurai übersetzte—-das alles ist nun slum. Eine slumlandschaft. Menschen leben an den ausgetrockneten Flussbetten mit einem Minimum. Sie verkaufen altes Zeug, magere Tiere sind eng angekettet und irgendwo saß ein cobbler und repariert meine ausgelatschten Birkenstock für 90 cent. Ich gab ihm 1 € und er wollte es nicht, er wollte in Würde sein Geld verdienen und das verlangen was es kostet, vielleicht eh schon mehr als was die anderen hier zahlen können, wenn sie überhaupt noch reparierbare Schuhe haben. Die magere Frau mit verfilzten Haaren die neben ihm barfüßig hockte sagte auf meine Frage, was sie denn hier mache, nichts sie hocke nur, sie hätte keine Arbeit. Diese Szene geht kilometerweit, das sind keine Einzelfälle, überall Müll am Flussufer, obwohl die Vaigai jetzt einmal bis zur Straße Wasser bringt, sieht man an ihrem Ufer grenzenlose Armut. Mit Wehmut denke ich an die Flußufer unserer Kulturstädte in Europa. Ein gewobener Papierkorb aus Plastik und Schilfrohr kostete 3 € hier bei einem Händler, wahrscheinlich kostet er bei IKEA „made in China“ als Aktion 2.50 € —- und es werden 100 oder mehr pro Tag verkauft , dieser Händler verkauft nur einen am Tag und muss leben, so bestimmt die Absatzmenge den Preis und Konsum diktiert die Welt. Irgendwie ist es krank. Ich sehe die Arbeitssklaven in China vor mir die diese Körbe machen, in Indien sind sie vielleicht noch ein bisschen freier….und heuern selbst Kunden an und feilschen.
Am Abend mussten wir husten, jetzt muss ich husten, die Abgase sind so schrecklich, der Lärm, der Verkehr ist wahnsinnig. 40 der 100 meist Luftverpesteten Städte sind in Indien. Die schlimmste Stadt der Welt ist Delhi und die Kinder müssen dort Gasmasken tragen wenn sie zum Spielen raus wollen und haben jetzt schon Raucherlungen wie 50 jährige. Ich habe lange nicht mehr mitten in einer indischen Großstadt geweilt. In Chennai ist ja der Beach, der die Luft ein wenig besser macht. Und BASE Grundstück in Kombai ist was das angeht ein Refugium.
Faszit: wir müssen dort weiter jetzt weiter anpflanzen und den Regenwald in seiner ursprünglichen Form wieder herstellen. Das macht Sinn. Ich werde jetzt jeden Tag posten was wir machen, damit die reiche Welt mich unterstützt. Wenigstens mit Worten.

Ein Kommentar

  1. Liebe Anjali,
    ich wünsche Euch viel Kraft, Durchhaltevermögen und viele Menschen, die Euch unterstützen. Gerne würde ich mit anpacken, weil es mich sooo freut, dass Ihr Sinnvolles in die Welt bringt. Ich habe jedoch eine große Familie, die mich gerne hier haben möchte.

    Anita

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