Drei Fragen im August – Yoga und Politik

Samyama ist salopp ausgedrückt eine überhöhte Konzentrationstechnik auf ein einziges Thema. Nach Yogasutra erlangt jener, der sich intensiv mit dem Thema Kraft beschäftigt die Kraft eines Elefanten, und wer sich mit Liebe beschäftigt wird liebend. Kann man daraus ableiten, wer sich mit Macht beschäftigt wird mächtig?

Ja, definitiv. Die intensive Beschäftigung mit einem Thema weckt die entsprechende Energie. Das gilt für einen Yogi, einen Dämon, einen Narziss oder einen Machthungrigen. Der Geist als Instrument wirkt überall und bei allen gleich. Diese Tatsache ist Grundlage für die Profilierung von großen Politikern überall.

Ist das Yoga also nur für die Guten, die schon wissen welches Thema sie für die Meditation auswählen müssen? Und was geschieht mit den Managern großer Konzerne, deren einziges Thema Gewinn und Anhäufung der Materie ist, wenn sie Samyamatechniken für sich beanspruchen? Also wenn die „bad girls and boys“ sich der Yogatechniken bemächtigen, wohin kommt unsere Welt, oder ist das schon am Gange?

Meditationstechniken waren in den Mythen auch für die dämonischen Charaktere wichtige Übungen, ihre Macht zu entfalten. Anders herum gesagt, auch die dämonischen Kräfte in uns gewinnen Kraft durch die Vertiefung in der Meditation. Das heißt, spirituelle Praktiken können sehr wohl für großen materiellen Gewinn eingesetzt werden. Das sieht man in allen Religionen, sprich spirituelle Bewegungen, einschließlich natürlich im Yoga heute. Die ganzen mythischen und historischen Geschichten Indiens wimmeln von Charakteren, die aus Profilsucht auf der Basis der Meditation Macht erlangten. Deshalb strebten Yogis früher an, ihr Wissen und ihre Übungen als ein „rahasya“- Geheimnis – zu pflegen; eben aus diesem Grund: Also keine Massenbewegung, kein Zureden der Anderen.

Was bedeutet das für uns heute, da das Yoga längst in Einzelteile zerlegt, aus dem Kontext genommen, und vor allem zur Stärkung der Atmung, zur Fitness des Körpers oder zum Abbau der „conditionings“ angewandt wird?

Die Macht des Kapitals wird in den Händen von Menschen, die in angeblichen Demokratien leben, in denen die Menschenrechte herrschen, die aber Waffenhandel betreiben, gefährlich. Das ist das was heute passiert in den Industrieländern, die sich vortäuschen, bei ihnen wirken die Menschenrechte. Sie genießen ihre Macht, und nicht nur schützen sie sich, sondern kreieren damit Probleme für andere Menschen. Sie legen sich dann Argumente zurecht, um ihr Handeln nicht nur zu rechtfertigen, sondern sogar den Glanz der guten Tat zu verleihen. Die ganze Außenpolitik des Westens und der reichen Industrieländer wirkt heute auf dieser Basis. Sie verbünden sich zu einer „guten“ Achse, diese aber mit gefährlichen Absichten.

Um zur Yogawelt zurück zu kommen – was bringt die Atemkraft, die Körperfitness oder mentaler Widerstand, wenn wir doch letztlich Opfer der Machtsucht oder der Gier werden? Ohne ein bewusstes, wiederholtes Sich Auseinandersetzen mit Themen wie Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Respekt vor dem unantastbaren Kern jedes Menschen (Bramhacarya), konsequenter Verzicht auf Überfluss (Aparigraha) oder dem nicht andere bevormunden, sondern bei sich bleiben wollen (Svadhyaya), was alles für den ethischen Kontext sorgt, in welchem Kraft angestrebt werden soll, ist eine Vertiefung in spirituellen Gefilden gefährlich.

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Wie kann man diesen Konflikt lösen und warum verbreitet sich das Bild, wer im Sinne ahimsas handelt ist ein Weichei?

6 Kommentare

  1. Meine Erfahrung ist, dass es nicht so einfach möglich ist, sich auf ein Thema wie Macht zu fokussieren (samyama)und diese Eigenschaft sogleich in den eigenen Charakter zu integrieren. Das ist so schon vorher in meinem Charakter angelegt oder derjenige erfüllt schon die Voraussetzungen dazu. Ich kann jedoch vieles über dieses Thema lernen und kann mein Wissen dazu erweitern/vertiefen, um alle Aspekte des Themas zu beleuchten, wenn ich das möchte.
    Politiker und Machthaber sind zum Glück keine Yogis, d.h. sie gehen diesen Weg, der doch auch eingebaute Kontrollen beinhaltet (siddhis führen nicht zum Ziel), nicht in seinem vollen Umfang und mit allen zugehörigen Aspekten (yamas).
    Die Frage würde bei mir lauten: kann ein Yogi lange Politiker werden und bleiben und mit all den auftauchenden Konsequenzen die die Politik mit sich bringt mittragen?
    Ich hätte noch vieles zum Thema zu sagen, denke aber jetzt das reicht erstmal.
    Liebe Grüße
    Peter

  2. Liebe Anjali,
    auch wenn ich bisher nur eine “stille” Mitleserin bin,
    freue ich mich doch immer hier von euch zu lesen
    es sind immer gute Denkanstöße und wertvolle Impulse.

    Also auch von mir ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle ~
    und bitte macht weiter ~~~*

    euch Beiden alles Liebe und Gute für das neue Jahr 2014
    Sandra

    (aus eigener Erfahrung weiss ich so ein Blog bereitet viel Mühe und Arbeit –
    und ich schreibe eher unregelmässig 😉 –
    aber immer wieder bekomme ich auch ganz tolle Zuschriften,
    die das ganze mehr als Wert sind)

  3. Habe ich eine Fehler auf dem PC –
    ich finde die Fragen für Sept und Okt nicht.

    ICh danke euch für diesen blog,
    die Fragen und Antworten, euer Gespräch, verbindet euch mit mir, die ich hier sitze und euch “zuhöre”.

    WIE kann ich intensiv bei mir bleiben?
    Du sprichst von der steten Auseinandersetzung mit der Gewaltlosigkeit, RESPEKT,Verzicht und dem bei sich bleiben.

    Hast du MIR konkrete Impulse wie ich das noch mehr üben kann?
    Alltägliches eben.

    Ich danke für euer teilen.

    Bitte – wenn es wieder, nochmal, ein “Ind. Mythen und Gottheiten” Seminar gibt, könnt ihr einfach “extra” an mich denken und mir früh früh :o) davon schreiben?!

    HerzGruß, Hildegard

    • Liebe Hildegard, dank Deiner Nachfrage machen wir weiter und es gibt wieder Fragen im Nov. Da wir wenig Reaktionen oder kaum Anteilnahme an unserem blog hatten, waren wir die letzten zwei Monate nicht motiviert. Deine Fragen werden bei Fragen im Nov beantwortet.

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