Es sind die Räume! Viele Menschen suchen geschlossene Räume, ein in sich eingekreistes Weltbild. Es kann Schutz bieten aufgrund des Überschaubaren. Zurück in der Urzeit waren es die Höhlen, die im Winter Zuflucht boten und im Sommer zogen von der Frühlingsluft Erweckte hinaus zum Sammeln und Jagen. Also hatten sie beides, das Geschlossene und das Weite.
Ein Merkmal unserer Zeit ist die Polarisierung zwischen einer positiven Offenheit und der absoluten Erkenntnis – so ist die Welt! Ich bin informiert! Das ist meine Überzeugung! Und die der anderen Leute ist falsch. Dabei wollen sie ihr Gelände ausdehnen und geschlossen bleiben, also sich das andere in ihren Raum einverleiben und beherrschen.
Ich habe immer den nächsten Raum gesucht. Das macht es schwierig sich zuzuordnen, wo ist meine Gemeinschaft, wo die Leute, die mich unterstützen und fördern? Ich war nie Tourist, der sich die Welt anschaut. Ich bin hinausgefahren, um mich im neuen Raum einzurichten. Das Ergebnis heute: Ich habe viele zuhause und lebe in vielen andersartigen Räumen.
Quasi lebe ich im Odenwald, in London, in Berlin, in Chennai und im Bergland der Regenwälder. Dabei ist Berlin im Moment der gemütlichste aller Plätze (von wo aus ich schreibe) und London der aufregendste. Mein englischer Roman ‚Footprints of Eternity‘ ist fertig und ist genau das geworden, was ich ausdrücken wollte: durch Räume und Zeiten wandern. Bis jetzt hat er keinen Verlag und wir steuern direkt darauf hin, ihn im April als Jubiläumsausgabe zu veröffentlichen und dazu in London.
In London habe ich ich Akram Khans Choreografie ‚chootto desh‘ – a poetic journey of belonging between cultures (für Kinder) im Sadler’s Wells mit meinem 6-jährigen Enkel gesehen. Eine Solo Tanz-aufführung. Der Tänzer tanzt, schlängelt, springt und hopst durch die Regenwälder Bangladeschs, und landet dann wieder in der aus Zahlen codierten Welt Londons. Die Konflikte, die sich aus zwei so unterschiedlichen Welten ergeben, führen zu dieser wunderbare Kreativität Akram Khans. Hier werden nicht Mann/Frau Themen (die mich ziemlich langweilen, z. B Holzingers Show der gequälten Frauen, die dermaßen gehypt wird), auch nicht Ost-West Konflikte, oder die des globalen Südens mit der Konsumwelt stehen im Mittelpunkt – nein es ging diesem Tänzer um die vielen Bewusstseinseben im Leben eines Menschen. Das fasziniert. Die Vielschichtigkeit. Die Räume, die noch möglich sind, denen wir schon beigetreten oder die noch unentdeckt sind. In einer Zeit der Völkerwanderungen, sprich Emigration durch Kriege und Klimawandel und vielem anderem, gilt es endlich zu begreifen: es ist Bewegung und Vermischung, die das Neue schafft.

