Drei Fragen im Januar

Sriram fragt, Anjali antwortet –

Anjali Du veröffentlichst gerade ein Buch, bei dem die Hebräer „rahasya“ im Herzen tragen, das Kreuz „avidya“ ist und im Garten Eden nach all dem Geschehen „nirwana“ realisiert wird. Warum die Worte und Ideen aus dem Yogaschrifttum?

 In einer schönen bayerischen Landschaft mit Wiesen und Bergen vermitteln Zwiebeltürme  Geborgenheit, Heimat, und da passen keine Moscheen hin – so denken manche bayerische Zeitgenossen. Dadurch bleibt religiöses Empfinden kulturabhängig und seine mystische Dimension beschnitten. In Indien aber ist mir durch die Integration und Vielfalt der unterschiedlichen Religionen und das Nebeneinanderher der verschiedenen Glaubensrichtungen bewusst geworden: Das Göttliche ist das, was weltweit alle gleichermaßen suchen. Die einzelnen Religionen sind nur das Fahrzeug dahin. So kann man das Gefährt wechseln. Fahrrad, Bus oder den Ferrari nehmen, sogar zu Fuß gehen, Hauptsache ist man bleibt nicht beim Gefährt hänge­n ­– einer spezifischen Religion – sondern hält dieses Ziel im Bewusstsein. Auch der Sinn von Yoga ist die Anbindung an das Göttliche. Die Erleuchteten in allen heiligen Schriften der Welt, Frauen wie Eva, Maria, Sophia, oder Draupadi, Sita und Radha haben dieses Wissen und sind Vorbilder. Eine Quelle der Inspiration.

Deine Erzählungen sind phantasievoll, woher bekamst du die Ideen?

Maria ist Mensch, der Karunia, Mudita, Upeksha und Maitri-bhavanas verinnerlicht hat, also mitfühlend, spontan, begeisterungsfähig und liebend ist und doch verklärt bleibt. Eine Yogini. Gott hat die Weisheit in Form von Sophia als seine Geliebte, ganz genau so wie Bramha, der Schöpfergott, Saraswati das göttliche Wissen als Gefährtin hat. Moses offenbarte sich als ein Guru, der große Visionen hat, der mit Gott spricht und sich dabei seiner menschlichen Unvollkommenheit bewusst wird. Die biblischen Gestalten sind wunderbare Beispiele für den Yogaweg.

 Mich interessiert es, wie die Yogaübenden im Westen ihr Sadhana in einem christlichen Kontext einbetten wollen. Leser dieses blogs, wie verwirklichst Du es? Was gibt es für Ideen? Anjali, wie machst du es? 

Die biblischen Gestalten modernisieren, sie von den Ablagerungen, die der Missbrauch für politische Zwecke und Machtausdehnung auf ihnen hinterlassen hat, abstauben. Sie sind tief verankert in der Psyche der Menschen des europäischen Raums, wir brauchen sie. Ich traue mich, mit ihnen frei und gestalterisch umzugehen. Lebendiges Vertrauen – das überall unter dem Dogma der Schriftgelehrten leidet – bedeutet, dass ich  mich auf persönliche Weise den Figuren der Bibel annähere. Ich habe 4 Jahre intensiv mit ihnen in Gedanken gelebt. Ich hörte sie, das habe ich in Indien gelernt, das Lauschen.

 

2 Kommentare

  1. Liebe Annette, schön dass Du fragst! Nicht unbedingt Indien besser kennenlernen. Sondern das eigene Kulturgut. Mit ihm frei und unerschrocken umgehen. Das macht den Geist frei von anerzogenen fertigen Ansichten Anderer und offen für eigene Weisheiten, mit denen Du deine Kenntnisse belegen kannst. So gelangst Du bestimmt in tiefere eigene Erkenntnisse. Sriram

  2. Wie können wir Yogaübenden im Westen, die wir Indien vielleicht nicht oder nur wenig kennen, unser Sadhana praktizieren?

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